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1. Theil 3 - S. 34

1880 - Stuttgart : Heitz
34 Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation. Ludwig der Frühzeitige König von Ungarn. Er führte seinen Beinamen davon, daß er fast noch ohne Haut geboren worden war, im 14. Jahre schon einen Bart und im 18. graue Haare hatte. Unter ihm fiel Snleiman der Prächtige in Ungarn ein. Es kam zur Schlacht bei Mohacz (1526) an der Donau, etwas nördlich von der Mündung der Drau. Die Ungern erlitten eine Niederlage, und als der junge König, von wenigen begleitet, floh, gerieth er in eine morastige Gegend. Sein Pserd wollte einen Morast überspringen, stürzte zurück, fiel auf seinen Reiter und drückte mit seiner Last den unglücklichen Ludwig in den Schlamm, in dem er erstickte. Erft sechs Wochen später fand man seine Leiche, weil man nicht eher danach suchen konnte. Die Türken zogen 'erst ab, nachdem sie Ungarn grausam verwüstet hatten. Da Ludwig ohne Nachkommen gestorben war, so traten die Ungern zu einer neuen Wahl zusammen. Ein Theil der Stände wählte des Kaisers Karl Bruder, Ferdinand, Ludwigs Schwager, welchen die Böhmen nach Ludwigs Tode, der auch ihr König gewesen war, bereits anerkannt hatten. Aber eine andere Partei in Ungarn wählte den Woiwoden von Siebenbürgen, den mächtigen und unruhigen Johann Zäpolya. Ferdinand zog nach Ungarn und vertrieb seine Gegner nach Polen. Als aber Sulei-man (1529) wieder in Ungarn erschien, stieg Zäpolya von den Karpathen herab; er und die meisten Magnaten vereinigten sich mit Suleimau; dieser eroberte Ofen, die Hauptstadt, und die ungarische Krone, für die Ungern der Gegenstand der höchsten Verehrung, fiel in feine Hände. Er drang bis Wien vor, von wo Ferdinand nach Prag geflüchtet war. Wien wurde von den Türken belagert (1529). Vom hohen Stephansthurme sah man meilenweit nichts als türkische Zelte, und Snleiman vermaß sich, sein Haupt nicht eher niederzulegen, bis er die Christenheit mit seinem Säbel bezwungen. Die Türken gruben Minen und stürmten drei Mal, fanden aber an den Wienern kräftigen Widerstand. Indessen war der Winter vor der Thüre; Suleimau, des weiten Rückwegs gedenkend, brach aus und zog nach Ungarn zurück. Die ungarische Krone gab er dem Zäpolya als türkischem Vasallen. Dieser behauptete sie als König bis an seinen Tod (1540); dann erst ging die Krone an Ferdinand über. Sie ist seitdem beim Hause Oestreich geblieben. Noch wichtiger war der Reichstag in Augsburg (1530), dem der Kaiser selbst beiwohnte. Auf Anrathen des Kurfürsten

2. Theil 3 - S. 38

1880 - Stuttgart : Heitz
38 Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation. Aber Mittwochs den 17. Februar befand er sich schwächer als vorher, und die Grafen sowohl, als feine Freunde, Doctor Jonas und der Prediger Colins von Mansfeld, baten ihn, doch lieber heute zu Hause zu bleiben und nicht in die Sitzung zu gehen. Er blieb /und ging dann und wann in seinem Zimmer umher, sah auch öfters zum Fenster hinaus und hier hörte man ihn auch bald laut beten. Einmal wandte er sich zu seinen Freunden. „Doctor Jonas und Herr Eölius," sagte er, „ich bin hier zu Eisleben getauft; wie, wenn ich hie bleiben sollte?" Zu Tische ging er noch hinunter in die Eßstnbe, sprach über Tische viel vom Wiedersehen nach dem Tode und äußerte: „Wenn sich meine lieben Landesherren, die Grafen, vertragen, so will ich heimziehen, und mich in den Sarg schlafen legen und den Würmern den Leib zu verzehren geben." Gegen Abend wurde er beklommen; er klagte über Brustschmerzen und Beängstigung; doch ging er auch zum Abendessen noch hinunter; „denn", sagte er, „Alleinsein bringt nicht Fröhlichkeit." Ueber Tische aß er nicht ohne Appetit und scherzte selbst mit seinen Freunden; denn er ahnete nicht, daß ihm die letzte Stunde schon so nahe sei. Nach dem Essen ging er wieder hinauf und klagte über Brustbeklemmung. Man rieb ihn mit warmen Tüchern und wollte den Arzt holen; aber er verbot es, legte sich aufs Ruhebette und schlief an drei Stunden recht ruhig, während Jonas, Eölius, der Stadtschreiber, welchem das Hans gehörte, mit seiner Frau und Luthers Söhnen bei ihm wachten. Um 10 7* Uhr wachte er auf. „Stehe! sitzet ihr noch?" sprach er gerührt, „möget ihr euch nicht zu Bette legen?" Dann begehrte er, man möchte ihm das Bette in der Kammer auswärmen und ihn hineinbringen. Das geschah, und er sprach sein Abendgebet: „Herr, in deine Hände befehle ich meinen Geist! Freunde, betet zu Gott für sein Evangelium, daß es ihm wohlgehe; denn der leidige Papst zürnet hart mit ihm." Jonas, die beiden Knaben und sein treuer Bedienter Ambrosius schliefen bei ihm, Eölius in der Nebenkammer. So schlief er ruhig bis um 1 Uhr, wo er den Doctor Jonas und den Bedienten rief; letzterer solle doch die Stube heizen, was aber bereits geschehen war. „O Herr Gott!" rief dann Luther zum Doctor Jonas, „wie ist mir so übel! Mich drückt's so hart um die Brust! O ich werde zu Eisleben bleiben." Alle erschraken, sprangen herzu, halsen ihm aus dem Bette und führten ihn in die Stube, wo er langsam umherging, dann aber warme Tücher verlangte. Indessen hatten seine Freunde in der ersten Angst das ganze Haus in

3. Theil 3 - S. 51

1880 - Stuttgart : Heitz
Karls V. Ausgang. 51 vergaß er des eigenen Verlustes und sorgte, daß der Kranke ins Lager getragen würde. Dieser glaubte, ungeachtet großer Schmerzen, die Wunde sei nicht gefährlich und freute sich über die um ihn herumgestellten erbeuteten Fahnen und Standarten. Aber bald fühlte er, daß er sterben müßte. Er schrieb an seinen Bruder, empfahl ihm seine Frau und Tochter, sein einziges Kind, richtete seine Augen gen Himmel und sprach: „Herr Gott Vater, weil du gesagt hast, aller Menschen Namen seien im Himmel geschrieben, und ich auch ein Mensch bin, hoffe derhalben nngezweifelt, mein Name sei auch geschrieben. Auch weil du gesagt haft, wir seien alle deine Kinder und Erben, so bitte ich durch Jesum Christum, wollest; mir gnädig sein, und mich einen Miterben sein lassen und meinen Geist in deine gnadenreiche Hand durch Jesum Christum nehmen." Mit diesen Worten verschied er sanft, erst 32 Jahre alt, von Allen betrauert. Selbst Johann Friedrich sprach bei der Nachricht von seinem Tode: „Ich habe die beste Ursache, ihm gram zu sein; aber er war ein ungemeiner und hochwunderbarer Mann." 89.' Karls V. letzte Jahre. Seit der durch Moritz erlittenen Demüthigung hat Kaiser Karl keine frohe Stunde mehr verlebt. Alles mißlang ihm. Er hatte einen einzigen Sohn, den finstern, stolzen, heimtückischen Philipp; den hätte er gern den Deutschen zum Kaiser ausgedrungen; aber so bald sie ihn nur sahen, hatten sie schon genug an seinem finstern Gesichte, das nie zum Lachen sich verzog; auch wollte Ferdinand nicht die Krone abtreten. *) Dann fing Karl wieder einen Krieg mit Frankreich an; aber seine Heere wurden geschlagen, und der Versuch, Metz wieder zu erobern, schlug fehl. Dabei marterte ihn eine giftige Krankheit, die ihm keine schmerzenssreie Stunde vergönnte. Da faßte er endlich den Entschluß, seine Regierung niederzulegen und in klösterlicher Stille die ihm noch übrigen Jahre zuzubringen. Im Herbst 1555 reiste er dazu nach Brüssel, ließ seinen Sohn Philipp dahin kommen, und trat ihm in feierlicher *) Dabei zeigten sich einmal wieder die Ansprüche des Papstes. Als dieser von der Abdankung Karls Nachricht bekam, erklärte er diese für ungültig, weil Karl die Krone in seine, des Papstes, Hände hätte niederlegen müssen; denn unter den Kurfürsten wären drei Ketzer. Ferdinand solle daher seiner Wahl entsagen und die Entscheidung dem römischen Stuhle anheimstellen!!

4. Theil 3 - S. 81

1880 - Stuttgart : Heitz
Bartholomäusnacht. 81 „Mord! Mord!" ins Zimmer. Coligny war beim ersten Lärm aufgestanden; man fand ihn an die Wand gelehnt betend. Einer der Bewaffneten, ein Böhme, Namens Dianowicz, bemerkte ihn zuerst. „Bist du Coligny?" rief er. „Ich bin es," antwortete der Admiral ruhig; „achte meine grauen Haare." — Jener aber stieß ihm den Degen in den Leib, zog ihn rauchend wieder heraus und hieb ihm so lange ins Gesicht, bis er todt zu Boden sank. Dann rief er zum Fenster hinunter: „Es ist vorbei!" — „Der Herzog von Angouleme will es nicht glauben," antwortete Guise, „bis er ihn zu seinen Füßen liegen sieht." Man stürzte den Leichnam aus dem Fenster; Angouleme wischte ihm das Blut aus dem Gesichte, um"seilte Züge zu erkennen, und gab ihm dann einen Fußtritt. Sobald sich die Glocke hatte hören lassen, hatten sich die davon unterrichteten Katholiken mit fürchterlichem Geschrei und Mordgeheul von allen Seiten erhoben. Die Hugenotten kamen, zum Theil halb angekleidet und schlaftrunken, aus den Häusern, um zu sehen, was es gäbe. Einige wollten nach der Wohnung des Admirals, wurden aber gleich, an der Thüre von der Wache niedergestoßen. Andere, welche nach dem Louvre, dem Residenzpalaste des Königs, eilten, wurden von der Garde mit Pikenstößen und Flintenschüssen zurückgetrieben und fielen aus dem Rückwege den Soldaten des Herzogs von Guise oder den Bürgerwachen in die Hände, die ein schreckliches Blutbad unter ihnen anrichteten. Nachdem alle ermordet waren, die man auf den Straßen gefunden hatte, drangen die Mörder in die Häuser ein; die verschlossenen Thüren wurden aufgesprengt, und alle, die man fand, wurden ohne Unterschied des Alters und Geschlechts niedergestoßen; überall tönte Mordgeschrei und das Aechzen und Röcheln der Sterbenden. Diese Abscheulichkeiten währten die ganze Nacht hindurch; jeden Augenblick entdeckten die Mörder neue Schlachtopfer. So brach der Morgen an und die Sonne beleuchtete das gräßliche Schauspiel. Hier und da wurden geköpfte Leichen aus den Fenstern gestürzt; auf den Straßen und Hausfluren lagen todte und sterbende Körper umher und unzählige Leichen wurden durch die Straßen nach der Seine geschleppt. Guise und andere Große gingen in den Gassen umher und munterten die Bürger zu den Ermordungen noch mehr aus: es sei ausdrücklicher Wille des Königs, daß die ganze Schlangenbrut umkomme. Ein Goldarbeiter lief mit nackten, blutigen Armen umher und rühmte sich, mehr als 400 todtgeschlagen zu haben. Aber Weltgeschichte für Töchter. Iii. 16. Aufl. 6

5. Theil 3 - S. 87

1880 - Stuttgart : Heitz
Heinrich Viii. Tod der Anna Boleyn. 87 Holbein genannt worden ist und der nun mit der größten Heiterkeit den Todesweg ging. Dann hob Heinrich auch die Klöster auf und hätte dabei große Summen gewinnen können, wenn hierbei nicht so verschwenderisch verfahren und die meisten geistlichen Güter verschleudert worden wären. Daher sagte Kaiser Karl V. mit Recht: „Der König von England hat' die Henne todtgeschlagen, welche ihm die goldenen Eier legte;" denn nun fielen die reichen Abgaben weg, welche er bisher jährlich von den Klöstern und Stiftern erhoben hatte. Anna Boleyn hatte dem Könige indessen eine Tochter geboren, die nachher so berühmt gewordene Elisabeth. Aber noch war Heinrich kaum drei Jahre in Anna's Besitze, als er auch ihrer schon überdrüßig war und auf eine dritte, Johanna Seymour (sprich Simour), eine Hofdame der Anna, feine Neigung gerichtet hatte. Darauf hatten die Feinde der guten Anna lange gewartet. Feinde hatte sie, so freundlich und herablassend sie auch gegen jedermann war, genug, weil viele ihr ihren hohen Stand nicht vergeben konnten, und ihres Bruders Frau war die giftigste darunter. Diese erfüllte des Königs argwöhnisches Herz mit solcher Eisersucht, daß er die Anna zu verderben fest beschloß. Die Eifersucht brach aus, als ihr bei einem Turniere ihr Taschentuch entfiel und ein junger Höfling es ihr aufnahm. Anna hatte nämlich einen höchst muntern, heitern Sinn, so daß sie sich bei allem, was sie that, nichts Arges dachte; dabei war sie so weit entfernt von Hochmuth, daß sie mit allen, die sonst ihres Gleichen gewesen waren, eben so freundlich und zutraulich wie ehedem umging. Das alles hinterbrachte die schändliche Roch eso rd (sprich Roschsohr) dem Könige; jede freundliche Miene, jedes milde Wort, jede gutthätige Handlung wurde der Armen als Verbrechen gedeutet. Der König konnte ihr nicht vergeben, daß sie sich erlaubte, mit Leuten, die unter ihr ständen, ein freundliches Wort zu sprechen; sein Stolz fühlte sich aufs tiefste beleidigt, und ohne Verhör wurde sie plötzlich ergriffen und in den Tower geführt. Als sie das Gefängniß betrat, fiel sie auf ihre Kniee nieder, rief Gott zum Zeugen ihrer Unschuld an und bat ihn, sie so gewiß selig zu machen, als sie unschuldig sei. Hier zeigte sich wieder, wie an Höfen nur dem Glücklichen die allgemeine Gunst sich zuwendet. Kaum war Anna in Ungnade gefallen, als alle ihre bisherigen Verehrer und Freunde ihr den Rücken zuwandten, und nur ein einziger fand sich, der es wagte, für sie beim Könige zu sprechen.

6. Theil 3 - S. 105

1880 - Stuttgart : Heitz
Elisabeth. Maria Stuart. Melvil. Darnley. 105 zu und sagte endlich: sie hätte Anzüge aus allen Ländern. An dem folgenden Tage erschien sie bald in dieser, bald in jener ausländischen Tracht, und endlich fragte sie den Gesandten geradezu, in welchem Anzuge sie sich am besten ausnehme? „Im italienischen," antwortete der schlaue Hosmaun; denn er wußte, daß sie diesem vor allen den Vorzug gab, weil sie darin ihre fliegenden Locken zeigen konnte; und sie war auf ihre blonden, oder eigentlich röth-lichen Haare vorzüglich eitel. Nun legte sie ihm eine Menge Fragen vor: Welches ihm die beste Farbe von Haaren schiene? Ob die Haare seiner Königin oder die ihrigen schöner wären? Endlich fragte sie ihn sogar, welche von beiden überhaupt die Schönste wäre? Melvil lachte innerlich über diese Eitelkeit. Schnell faßte er sich aber und antwortete sehr klug: „Jhro Majestät sind die Schönste in England, und meine Königin in Schottland." Ferner fragte sie, welche von ihnen ant größten wäre? — „ Meine Königin," antwortete Melvil. — „O!" erwiederte Elisabeth, „dann ist sie zu groß; denn ich habe gerade die beste Größe." Da sie von ihm gehört hatte, daß Maria manchmal die Laute'spielte, auf welcher Elisabeth Meisterin zu sein glaubte, so befahl sie eines Tages einem ihrer Höflinge, er solle den Gesandten wie zufällig in ein Zimmer führen, wo er sie hören könnte. Melvil merkte die Absicht, und, seinem angenommenen Charakter treu, stürzte er, wie entzückt von den süßen Tönen, in das Zimmer der Königin, die sich zwar anfänglich unwillig stellte, aber doch nachher fragte, ob er sie ober Maria für eine größere Meisterin halte. Daß Melvil ihr den Vorzug gab, versteht sich von selbst; ttttb als er nach Schottland zurückkehrte, konnte er seiner Königin versichern, daß Elisabeth es nie mit ihr gut meinen würde uttb daß alle ihre Freunbschaftsversicherungen. nichts als Falschheit und Verstellung wären. Bald sctnb sich auch eine Gelegenheit, die Wahrheit biefer Behauptung zu erfahren. Elisabeth schlug Maria vor, den Sohn des Grasen Lenox, Heinrich Darnley (sprich Därnli) zu hei-rathen. Lenox, von Geburt ein Schotte und ein Verwandter des Hauses Stuart, hatte seit lange in England gewohnt, wo auch fein Sohn geboren war. Das Alter und der Abel seiner Familie und der Wunsch der Elisabeth empfahlen bett Darnley vorzüglich, obgleich die Schotten, weil er katholisch war, die Verbinbnng nicht wünschten. Darnley war jetzt in feinem 20. Jahre, schön von Wuchs und Gesicht und von einnehntenbetn Betragen, so daß

7. Theil 3 - S. 107

1880 - Stuttgart : Heitz
Maria Stuart. Rizzio's Ermordung. 107 und Gutes zu erweisen gewußt; um so schmerzlicher war nun ihr Herz durch seine rohe Kälte getroffen, und sie fing an, sich von ihm zurückzuziehen. Dies brachte aber sein wildes Gemüth noch mehr auf, und er sah sich um, wer ihm wohl Maria's Liebe entzogen haben könnte. Wer einmal eifersüchtig ist, findet auch bald einen Gegenstand dazu. Es hielt sich damals an Maria's Hofe ein Italiener, Rizzio mit Namen, auf, der Sohn eines Musiklehrers, selbst Musicus und mit dem savoyschen Gesandten nach Schottland gekommen. Maria, die eine große Freundin der Musik war, nahm ihn wegen seines Spieles und Gesanges in ihre Kapelle auf, und da er schlau, kriechend und ehrgeizig war, so schmeichelte er sich bei ihrer Gutherzigkeit bald so ein, daß sie ihn zu ihrem Schreiber erhob und ihm ihr besonderes Vertrauen schenkte. In solches Glück wußte sich nun dieser Mensch nicht zu finden. Alles ging durch seine Hände. Sein Uebermnth beleidigte die schottischen Großen, deren Einfluß täglich mehr sank, je mehr der sättige wuchs. „Rizzio und kein Anderer," sprachen sie zu dem eifersüchtigen Darnley, „Rizzio ist es, der Euch die Gunst der Königin raubt. Dieser Schimpf heischt den Tod." Darnley war leicht zu bereden, und als Maria am 9. März 1566 ganz unbefangen mit ihrer Halbschwester, der Gräfin von Argyle (sprich Aerdschihl), dem Rizzio und einigen andern Abends bei der Tafel sitzt, hört sie einen großen Lärm. Einige ihrer Gesellschafter, unter ihnen der Graf Botb-well (sprich Boßwell), wollen fliehen, finden aber bereits alle Thüren mit Wachen besetzt, und entspringen aus dem Fenster. Plötzlich öffnet sich die Thüre, Darnley tritt herein, und setzt sich neben die Königin an die Tafel. Gleich darauf erscheinen die beiden Lords Ruth wen und Douglas mit Dolchen, hinter ihnen andere Verschworene. Ruthwen, den Helm auf dem Kopse, alle Züge durch eine lange Krankheit entstellt und so schwach, daß er kaum seine Waffen tragen konnte, jagte ihr, einem Gespenste gleich, Furcht und Entsetzen ein. „Wir haben mit dir zu reden!" schnaubten die Verschworenen den Rizzio an. Voll Entsetzen fragte Maria den König, was sie unternehmen wollten. „Ich weiß es nicht," knirrschte er zwischen den Zähnen. — „Bei der Strafe des Hochverrats entfernt Euch sogleich!" rief Maria dem Ruthwen zu; „fordert Rizzio vor ein Gericht, wenn Ihr von ihm beleidigt seid." Ohne darauf zu achten, packte Ruthwen den Rizzio. Dieser sprang auf, und suchte bei seiner Gebieterin, deren Kniee er hülsebittend umfaßte, seine Zuflucht. Maria suchte ihn zu vertheidigen, aber

8. Theil 3 - S. 298

1880 - Stuttgart : Heitz
298 Neue Geschichte. 2. Periode. Rußland. Mönch, werden zu dürfen. Als aber der Czar in der Ferne weilte, entwich Alexei zu Kaiser Karl Vi., mit der Absicht, Zuflucht in einem neapolitanischen Kloster zu suchen. Auf Befehl des Czareu begaben sich zwei russische Edelleute nach Wien, um den Flüchtling zurückzuholen. Alexei kam. Er wurde 1718 vor ein besonders eingesetztes Gericht gestellt, welches ihn wegen der Umtriebe gegen seinen Vater und wegen seiner Flucht zum Tode verurteilte.*) Die Verkündigung dieses Urtheils machte einen so furchtbaren Eindruck auf den unglücklichen Prinzen, daß er in seinem Gefängniß tödtlich erkrankte. Dringend verlangte er, seinen Vater zu sprechen. Katharina redete Petern zu, ihm die Bitte zu bewilligen. Er fand ihn sehr krank. Mit thränenden Augen und gefalteten Händen bekannte Alexei wiederholt: „Ich habe mich schwer an Gott und meinem Vater versündigt. Ich bin unwerth des Lebens und hoffe nicht, von der Krankheit zu genesen. Nur flehe ich Euch an, vor meinem Ende den Fluch, den Ihr auf mich gelegt, von mir zu nehmen und meine Verbrechen zu verzeihen, mir den Vatersegen zu ertheilen und für meine Seele beten zu lassen." Alle Anwesende waren tief gerührt, der Czar aber mächtig erschüttert. Als er sich etwas gefaßt hatte, gab er ihm seinen Segen, verzieh alles Vergangene und schied von ihm in tiefer Bewegung. — Gegen Abend nahmen die Beängstigungen des Kranken zu; er begehrte dringend, noch einmal den Vater zu sprechen. Schwer entschloß sich Peter dazu, aber noch auf dem Wege erhielt er die Nachricht, daß Alexei eben verschieden sei. Dieser plötzliche.tod veranlaßte, wie es in solchen Fällen gewöhnlich ist, das Gerücht, Alexei sei im Gefängniß enthauptet oder durch Gift aus der Welt geschafft worden. Dies ist uuerwieseu geblieben; die Vollstreckung des Todesurtheils würde, wenn sie hätte eintreten müssen, ohne Zweifel nicht aufgehalten worden sein. Die Mitschuldigen bei den Umtrieben Alexei's wurden schwer bestraft, einige mit Verbannung, andre wurden hingerichtet. Auch Eudoxia, die Mutter Alexei's, wurde in die Untersuchung verwickelt und ihre klösterliche Einsperrung verschärft. Einige Jahre darauf, 1722, erließ Peter ein Gesetz, welches dem jedesmaligen Beherrscher Rußlands die Macht gab, seinen Nachfolger zu ernennen. *) Dem Czaren war 1715 von Katharina ein Sohn geboren worden, Peter, welcher 1718 zum Erbprinzen' ernannt wurde. Er starb aber schon 1719.

9. Theil 3 - S. 228

1880 - Stuttgart : Heitz
228 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg. endlich wurde die Hungersnoth so groß, daß viele vor Hunger starben, andere den Kalk von den Wänden kratzten und Leichen verzehrten, und eine Ratte einen Gulden, ein Ei einen Thaler und ein Hundeviertel sieben Gulden kostete. Man vermißte sogar acht Kinder, die vermuthlich von den Hungerleidenden verzehrt worden waren. Endlich übergab der Commandant die entvölkerte Stadt (19. Dec. 1638) und als nun die ausgehungerten Bürger und Soldaten aus den Thoren strömten, sich der langentbehrten Freiheit zu erfreuen, ließ der edle Herzog Brot und Suppe unter sie austheilen. Man erzählt, ein Soldat habe sich ihm gegenübergesetzt, ihn immer angesehen, und da man ihn gefragt, warum er nicht esse, die Antwort gegeben: er könne sich an dem großen und frommen Helden nicht satt sehen. — Dieser Bernhard starb schon sieben Monate darauf, erst 35 Jahre alt, in Neuenburg am Rhein (4 Meilen nördlich von Basel), man glaubt an Gift, welches Richelieu ihm habe reichen lassen. Denn nachdem er mit diesem, der durchaus verlangte, daß Breisach den Franzosen überliefert werden solle, einen heftigen Streit gehabt, erkrankte er plötzlich; es zeigten sich schwarze Flecken auf seinem Körper und er selbst war der Meinung, daß der Cardinal ihn habe vergiften lassen. Als er seinen Tod nahe fühlte, ließ er seinen Waffengefährten, General Rosen, an sein Bett kommen, sprach ein frommes Gebet und sagte: „Mein treuer Freund in Noth und Gefahr, fasse du meinen letzten Pulsschlag auf; du weißt, was er sagt. Dein Arm hat mir im Streite wider die Feinde redlich geholfen; lege ihn unter mein Haupt, damit ich zuletzt noch darauf ruhe!" Nicht lange vorher war Kaiser Ferdinand Ii. gestorben (1637), und die Kurfürsten wählten seinen vorerwähnten Sohn zum Kaiser, der sich Ferdinand Iii. nannte und von 1637—1657 regiert hat, kein ausgezeichneter, aber ein im ganzen lobenswerter Mann. Unter den großen schwedischen Feldherrn ist noch zu nennen Leonhard Torstenson, der nach Bauers Tode den Oberbefehl des schwedischen Heeres erhielt. In der Natur dieses Mannes war ein merkwürdiger Gegensatz. Während sein Körper durch Gichtschmerzen so mitgenommen wurde, daß er selten zu Pferde steigen, nicht ohne Krücke gehen konnte und sich in einer Sänfte tragen lassen mußte, arbeitete in seinem Kopfe ein so lebendiger, kräftiger Geist, daß er seinen Feinden mehr als.jeder andere zu thun machte und mehr als einmal mit beispielloser

10. Theil 3 - S. 345

1880 - Stuttgart : Heitz
Schlacht bei Torgau. 345 zurechtfinden zu können. Einigen Haufen glückte es, Wachtfeuer anzuzünden, und bei diesen fanden sich sowohl Preußen als Kaiserliche ein, die — sonderbar genug — miteinander ausmachten, sich in der Nacht friedlich zu vertragen und sich am andern Morgen dem zu ergeben, der Sieger geblieben wäre. Die armen Menschen waren durch Kälte, Hunger und schwere Blutarbeit bis auf den Tod ermüdet; manche hatten kein Brot, andere kein Wasser, und noch andere liefen vor Kälte wie unsinnig umher. Am bedauernswürdigsten waren aber die Verwundeten, die von Kälte erstarrt, die rauhe Novembernacht auf der feuchten Erde liegend zubringen mußten, ohne Verband, Labsal und Nahrung, und sehnlichst den Tod herbeiwünschten. Unmenschen von Knechten, Weibern und Soldaten vermehrten noch diese Martern, indem sie auf dem Schlachtfelde umherstreiften und den armen Verwundeten ihre wenigen Habseligkeiten nahmen, ja ihnen selbst die Kleider und das Hemde abrissen und gegen die jammernden Klagen der Unglücklichen taub blieben. Der König brachte die schaurige Nacht unter sehr trüben Gedanken in der Kirche eines nahen Dorfes (Elsnig) zu. Hier ließ er sich seine Wunden verbinden; dann setzte er sich auf die unterste Stufe des Altars und fertigte beim Scheine einer düstern Lampe die nöthigen Befehle zum morgen zu erneuernden Angriffe ab. Die Nacht wurde ihm und allen unendlich lang; er sehnte sich, die endliche Entscheidung des blutigen Kampfes herbeizuführen. Dann und wann mußten seine Leute draußen zusehen, ob es denn immer noch nicht dämmere. Ueberall hörte man Aechzen und Todesröcheln; alle Häuser und Scheunen lagen voll Schwerverwundeter, die zum Theil noch nicht einmal verbunden waren. Gegen Morgen trat Zieten in die Kirche, um dem König die Nachricht von dem erfochtenen Siege zu bringen. Ehe er aber noch zu Worte kommen konnte, überhäufte ihn Friedrich mit Vorwürfen über feinen verspäteten Angriff. Zieten schwieg ehrerbietig, bis Friedrich ausgescholten hatte; dann aber sprach er mit wenigen Worten seine gründliche Rechtfertigung aus: „Ew. Majestät, der Feind ist geschlagen; er zieht sich zurück." Nie hatte der König eine herrlichere Musik gehört, als diese Worte. Er hatte sich für besiegt gehalten und erfuhr nun plötzlich, daß er Sieger sei. Von Freude überwältigt, fiel er seinem braven General um den Hals und einige Minuten lang konnten beide vor Rührung kein Wort hervorbringen. Endlich eilte Zieten sehr beruhigt zu seinen Husaren zurück. „Hört,
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